Biberach

29. November bis 14. Dezember 2017

Hochschule Biberach, Gebäude D / Lounge
Karlstr. 6/8 • 88400 Biberach

Plakat der Ausstellung in Biberach

Finissage: zum letzten Mal wird die Wanderausstellung VorBILDER – Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus eröffnet. Der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster hat die Ausstellung nach Biberach an der Riß geholt. Er freut sich, dass damit nun auch in seinem Wahlkreis ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung gesetzt und den Ausstellungsbesuchern ermöglicht wird, selbst Haltung zu zeigen. Er kennt die Ausstellung von Beginn an. Die persönliche Positionierung der Mitwirkenden findet er besonders vorbildlich und nachahmenswert. Im Vorfeld der Eröffnung in Biberach hatte er sich deshalb mit Steffen Deibler, einem ehemaligen deutschen Schwimmer und aktuellem Weltrekordhalter auf der Kurzbahn über 50 Meter Schmetterling, zum Gespräch getroffen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und regulärem Badebetrieb ließen sich beide im Bewegungsbad im Sportpark Kreideberg des MTV Treubund Lüneburg 1840 e.V im Stil der Ausstellung von Angelika und Bernd Kohlmeier fotografieren. Ihre gemeinsame Botschaft lautet: „Kein Wasser auf die Mühlen von Hass und Gewalt“.

In Biberach ergänzen Foto und Botschaft auf einem lebensgroßen Rollup die Ausstellung VorBILDER. Martin Gerster spricht zu Beginn der Eröffnung. Diese Kampagne und diese Ausstellung seien dringend notwendig, so Gerster. „Hetze und Hass und Aggressivität greift Raum,“ dies spüre man besonders im Alltag. Er verweist auf die Kriminalstatistik, die einen Anstieg rechtsextremistisch motivierter Straftaten verzeichne.

Der Rektor der Hochschule Biberach, Prof. Dr. André Bleicher, begrüßt die zahlreichen Gäste. Mithilfe literarischer Beispiele gelingt es ihm, den Besuchern den Vorbild-Komplex näherzubringen. „Nicht das Beliebige tun, sondern das, was man sich selber schuldet, seinem Glauben, seinem Gewissen, dafür sind […] Vorbilder da. Und darin liegt ihr unersetzlicher Wert. Und dafür brauchen wir sie. Und das symbolisiert […] diese Ausstellung. Insofern freuen wir uns, dass wir sie in Biberach zeigen dürfen“, so Bleicher.

Hermann Gantner, Vizepräsident des Sportkreises Biberach unterstreicht die Vorbildfunktion und die integrative Rolle des Sportvereins. Viele Sportvereine hätten dies ausdrücklich in ihren Satzungen festgeschrieben. Er liest einige Beispiele vor und bekräftigt: „Inklusion und Integration wird bei uns in den Vereinen gelebt. […] Wenn es um die Bekämpfung von Rechtsextremismus geht, sind gemeinsame Anstrengungen notwendig. Dies ist heute mit der Eröffnungsveranstaltung ein weiterer Anstoß, in diese Richtung weiterzugehen. Es ist gut, wenn sich Menschen aus unterschiedlichsten Parteien, Sportarten und Regionen zusammentun und gemeinsam zeigen, dass sie menschenverachtender Gesinnung entgegentreten, dass sie sich für Respekt, Anerkennung und die Achtung der Würde aller Menschen einsetzen. Nicht nur an einem Tag, für eine bestimmte Zeit, sondern immer.“

Ideen und Anregungen für Zivilcourage liefert Detlev Schürmann, Kriminologe und Polizeiwissenschaftler vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK), der das didaktische Begleitmaterial zur Ausstellung vorstellt: Die von der Soziologin Antje Gansewig erstellte Handreichung mit Begleit-DVD, mit der auch unabhängig von einem Ausstellungsbesuch in der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit, beispielsweise in Sportvereinen, gearbeitet werden könne. Die Handreichung könne unter www.vorbilder.website/material.php bzw. www.kriminalpraevention.de/dfk-publikationen.html kostenlos heruntergeladen werden, erläutert Schürmann.

Fotografin Angelika Kohlmeier informiert anhand von spannenden Anekdoten über die Entstehung der Ausstellung und über das mit diesem Ausstellungsprojekt verfolgte Ziel: „Unsere Intention war es, durch ausdrucksstarke Fotografien Neugierde zu wecken und über die Macht der Bilder auf das Thema Rechtsextremismus aufmerksam zu machen. Wir wollten eine Gesprächssituation zwischen einem Sportler und einem Politiker bildlich festhalten. Sportler und Politiker sollten im wahrsten Sinne des Wortes ins Gespräch kommen können. Und genau darin lag die Herausforderung. Ein gutes Gespräch braucht Zeit. Ein gutes Gespräch braucht die Möglichkeit nicht mitgehört zu werden und ein gutes Gespräch braucht den passenden Ort“, so Kohlmeier. In diesem Kontext entstanden die Fotografien, die den Kern der Ausstellung bilden. Das dynamische Element der Ausstellung seien die MeinungsBILDER, so Kohlmeier und weiter: „Wir haben die Aussage unseres Alt-Bundespräsidenten Joachim Gauck aufgegriffen 'Verstärkt unsere Mannschaft. Wir brauchen euch!'“

Das MeinungsBILDER-Studio wurde ergänzend zur Ausstellung an allen Standorten am Eröffnungstag aufgebaut und gab allen Besuchern die Möglichkeit, sich mit einer Aussage und einem eigenen „MeinungsBILD“ von Angelika und Bernd Kohlmeier fotografieren zu lassen und damit Teil der Ausstellung zu werden. Und so prägen nicht nur die Bilder der Ausstellung, sondern auch die eigenen Positionierungen der Besucher und die Gespräche, die dem vorausgehen, die Eröffnungsveranstaltungen. So auch am heutigen Tag der Eröffnung in Biberach.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Anwar Banner. Der junge Syrer musste aus Aleppo fliehen und lebt nun mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Söhnen in Biberach.

Die Veranstaltung endet nach intensiven Diskussionen in der Ausstellung und im MeinungsBILDER-Studio.

 

Drei Jahre lang war die Wanderausstellung VorBILDER unterwegs. In ganz Deutschland wurde sie gezeigt, hat an jedem Standort zahlreiche Menschen zusammengebracht und auf das Thema Rechtsextremismus aufmerksam gemacht. Tausende Menschen haben die Ausstellung gesehen, haben sich im Rahmen der Kampagne „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“ engagiert. Die Ausstellung lebt durch die Menschen, die sie gemacht, gezeigt und gesehen haben, die sich interessiert oder sogar in einem der 645 MeinungsBILDER selbst positioniert haben. Menschen, die das Ziel der Ausstellung leben: selbst aktiv zu sein und sich für unsere demokratischen Grundwerte, allen voran die Achtung der Würde aller Menschen, einzusetzen!