Coburg
28. Juni bis 13. Juli 2017
Hauptpostgebäude • Alte Pakethalle
Lohgraben 4 • 96450 Coburg
Coburg ist zweifellos eine schöne Stadt. Mit dem historischen Stadtbild, das geprägt ist von Denkmälern, hübschen Häusern mit Erkern, Türmen und Toren und der Veste Coburg, lädt die Europastadt zu einem Spaziergang ein. Und geht man dieser Tage durch Coburg, ist es nicht unwahrscheinlich, dass einem VorBILDER begegnen. Sie sind überall in den kleinen verträumten Gassen anzutreffen.
Die Mitarbeiter der Koordinierungs- und Fachstellen der Partnerschaften für Demokratie Stadt und Landkreis Coburg Franziska Bartl und Sebastian Stamm haben nämlich dafür gesorgt, dass man auf die Ausstellung „VorBILDER – Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus“ ganz plakativ aufmerksam wird.
Dem großen Banner, welches am Eingang zur ehemaligen Posthalle prangt, kann man sich beim Vorbeigehen kaum entziehen.
Und so lockt es bereits am Tag vor der offiziellen Eröffnung zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung. Die meisten von ihnen entschließen sich dann auch gleich, ein MeinungsBILD zu machen, denn das mobile Fotostudio der Ausstellungsmacher Angelika und Bernd Kohlmeier, in dem sich jeder mit seiner Haltung positionieren kann, ist am Eingang platziert und weckt das Interesse der Menschen.
Genau das ist das Ziel der Ausstellung. Sie soll Neugierde wecken und so über die Macht der Bilder den Zugang zum Thema Rechtsextremismus ermöglichen. In Coburg wird dieses Ziel ganz offensichtlich erreicht. Es werden wohl noch viele Interessierte die Ausstellung sehen. Das jedenfalls legt der Andrang am ersten Tag nahe.
Die Radiomoderatorin Julia Bach führt die zahlreichen Besucher durch die Eröffnungsveranstaltung. Auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer ist gekommen: Er ist überzeugt, dass Coburg sich durch seine Weltoffenheit auszeichnet. Deshalb sei der Standort Coburg gerade auch für Ansiedlungen in der Geschäftswelt attraktiv. Tendenzen, die in eine rechtsextreme Richtung zielten, müsse man ganz klar eine Absage erteilen.
Was das in der Praxis bedeutet, erläutert Landrat Michael Busch: Zivilcourage im richtigen Moment zu zeigen, erfordere die Überzeugung, dass Diskriminierung, Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz in der Gesellschaft haben und sie erfordere den Mut zum Handeln. „Denn wenn ich das nicht lebe, reicht es auch nicht, wenn ich es sag’. Vorleben ist letztlich das, was ein Vorbild ausmacht.“
Die Ausstellungsmacherin Angelika Kohlmeier erläutert in ihrer Ansprache die Geschichte, das Konzept und die Umsetzung der VorBILDER und plädiert dafür, sich gerade in der Politik mehr Zeit füreinander zu nehmen. 20 Jahre Erfahrung in der politischen Fotografie habe sie gelehrt, einer Entwicklung ständig wachsender Beschleunigung entgegenzutreten. „Ihr müsst Euch wieder mehr Zeit füreinander nehmen. Ihr müsst Euch mehr Zeit für ein Gespräch nehmen. Dem anderen zuhören, miteinander sprechen. Und nicht von Termin zu Termin hetzen und abends nicht mehr wissen, wo man am Morgen angefangen hat.“
Auch Vertreter des Sports kommen bei dieser Eröffnung zu Wort: Jürgen Rückert vom Bayerischen Landes-Sportverband e.V. verdeutlicht mit einem anschaulichen Beispiel, dass es im Sport nicht auf die Herkunft ankommt: Er liest die Vornamen der Deutschen National- und Perspektivmannschaften vor. „Die Vornamen sagen einem: Das ist ein Miteinander und ich glaube, wenn man miteinander spielen kann, miteinander erleben kann und auch miteinander verlieren kann, das schweißt zusammen und dann ist es vollkommen egal, welchen Hintergrund die Person hat.“ Steffen Ramer vom HSC Coburg betont: „Unser Slogan ist GEMEINSAM! Schlagwörter sind für uns: Toleranz, Respekt und Integration.“ Über Kooperationen mit Flüchtlingen und mit Firmen in der Region setzten sie ein Zeichen, zeigten, wofür der Verein stehe und dass der Sport kein Platz für Rechtsextremismus und Ausgrenzung ist.
„Wenn wir zufriedene Menschen haben, kommen sie nicht auf dumme Ideen“, so der 1. Vorsitzende vom Sportverband Coburg 1921 e.V. Jürgen Heeb. Der Sport sorge für Zufriedenheit und Verständnis. Das wiederum führe zu einer gelungenen Integration.
Weitere Ideen und Anregungen für Zivilcourage liefert Detlev Schürmann, Kriminologe und Polizeiwissenschaftler vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK), der das didaktische Begleitmaterial zur Ausstellung erläutert. Die von der Soziologin Antje Gansewig erstellte Handreichung mit Begleit-DVD zur schulischen und außerschulischen Jugendarbeit. Diese kann auch für die Integrationsarbeit, z.B. in Sportvereinen, sehr hilfreich sein und unter http://www.vorbilder.website/material.php bestellt oder heruntergeladen werden.
Bei den Eröffnungsveranstaltungen der VorBILDER, das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre, finden sich zumeist engagierte Menschen aus Sport, Politik und Zivilgesellschaft. Auch hier in Coburg ist das so. So gibt die Eröffnung immer wieder Anlass, sich miteinander auszutauschen und sich untereinander zu vernetzen. Auf diese Weise hinterlässt die Ausstellung an ihren jeweiligen Orten Spuren und wirkt fort.