Dresden

12. November 2015

Dynamo-Stadion

Plakat zur Veranstaltung in Dresden

Bürgergespräch mit Helma Orosz

Es ist ihr anzusehen: Frau Orosz ist leicht nervös, denn heute ist ein besonderer Tag. Heute findet anlässlich der Ausstellung VorBILDER im Dynamo-Stadion in Dresden ein Bürgerdialog statt. So eine Form der Konfrontation war früher ihr normales Tagesgeschäft. Früher wurde sie begleitet von einem Stab an Mitarbeitern, heute ist sie allein hier. Die Oberbürgermeisterin a.D. ist eine der Mitwirkenden der Ausstellung. Vor der Kamera positionierte sie sich gemeinsam mit dem Ruderer Tim Grohmann gegen Rechtsextremismus. Heute steht sie vor ihren Portraitfotos und beantwortet die Fragen der Bürgerinnen und Bürger, die gekommen sind. Sie erzählt von dem Fototermin und wie es war, als sie in dieser sehr ungewöhnlichen Kulisse, der Gemäldegalerie in Dresden mit Tim über ganz alltägliche Dinge gesprochen hat und feststellte, dass sie vieles gemein haben. Sie erzählt davon, wie sie und Tim Grohmann ihre Hände verglichen. Für das Foto saßen sie, die Politikerin und der Olympiasieger, nebeneinander auf einer Bank, zwischen sich ein sieben Meter langer Einer und im Hintergrund: Raffaels Sixtinische Madonna. Sie erinnert sich genau an diesen Tag, viele Details sind ihr in Erinnerung geblieben, obwohl er schon über zwei Jahre zurückliegt. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass die beiden eine Stunde Zeit hatten, um einfach nur miteinander zu sprechen. Das ist nämlich das Konzept der Fotoserie, die jetzt für einige Wochen hier im Stadion zu sehen ist. Angelika Kohlmeier, die Fotografin, berichtet von dieser Idee und sagt: Das Thema Zeit sei entscheidend. Denn es sei ein politisch schwieriges Thema, das es fotografisch umzusetzen galt. Mit der strikten Zeitvorgabe sei ein Raum der Offenheit zwischen den Porträtierten entstanden und es gab eine entspannte Atmosphäre.

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Auch Marie-Luise Würtenberger vom Bundesministerium des Innern spricht zu den Gästen. Sie erzählt von der Kampagne und von dem Ziel der Ausstellung, nämlich Politik und Sport bildlich zusammenzubringen, um über die Fotos den Zugang zu den Menschen zu bekommen. Die Politik allein könne den Kampf gegen Rechtsextremismus nicht gewinnen. Gesetze allein reichten nicht aus, denn das Denken und die Gesinnung ließen sich nicht verbieten. „Um Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Art zu bekämpfen, brauchen wir die ganze Gesellschaft, die Haltung zeigt und die sich positioniert und sagt: Das wollen wir nicht!“ Marie-Luise Würtenberger appelliert damit an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgergesprächs. Ein jeder sei gefragt. Ein jeder habe die Aufgabe, die Würde des einzelnen Menschen zu achten. Auch Frau Orosz greift diese Ansage noch einmal auf und sagt: „Der größte Teil der Gesellschaft hat verstanden: Wehret den Anfängen.“ Das eigene Handeln spiele eine große Rolle und das sei nicht immer einfach. Jeder einzelne müsse Verantwortung übernehmen und das Thema ansprechen und im eigenen Umfeld aufklären. Bei den Pegida-Demonstranten seien es oftmals simple Tagesprobleme, die die Menschen umtreibe und ihre Angst sei es, dass diese Probleme in einem Kreis von Menschen kolportiert würden, die eben nicht alle an einer Problemlösung orientiert oder interessiert seien. Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für den Freistaat Sachsen, hat die Veranstaltungsreihe geplant und organisiert. Als Moderator führt er durch das Gespräch und entlockt der so klaren, rationalen Frau Orosz noch einige Einzelheiten aus ihrer Kindheit, zum Beispiel, dass ihre Eltern für sie die größten Vorbilder waren.

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