Dresden
24. November 2015
Dynamo-Stadion
Michael Kretschmer, der Generalsekretär des CDU-Landesverbandes Sachsen und Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist da. Er hat sich im Dynamo-Stadion eingefunden, um an dem heutigen Bürgergespräch teilzunehmen. Das Bundesministerium des Innern hat in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Klose von der Konrad-Adenauer-Stiftung diese bürgernahen Veranstaltungen initiiert. Aber nicht nur Michael Kretschmer wird sich den Fragen des Publikums stellen. Auch sein Porträtpartner für die VorBILDER-Ausstellung, der Ruderer Philipp Wende ist gekommen. Betrachtet man die Fotos, die die beiden in einem intensiven Gespräch zeigen, lässt sich eine gemeinsame Wellenlänge erkennen. Und die spürt man auch bei der Veranstaltung. Die beiden verstehen sich. Das macht es auch für den Zuhörer einfacher. Die Hemmschwelle sinkt, wenn die Atmosphäre gut ist. Und so kommen auch zahlreiche Fragen zum Thema Sport auf, die die Leute einfach interessieren. Wann kann man einen Olympiasieger schon mal aus dem Nähkästchen plaudern hören. Spannend ist es zu erfahren, was eine unangekündigte Dopingkontrolle eigentlich im Alltag wirklich bedeutet: Bei einem Abendessen im Restaurant, oder kurz nach den Flitterwochen. Privatsphäre? Fehlanzeige! Man sei als Sportler natürlich deutlich sensibilisiert für das Thema, so Philipp Wende. Man mache sich viele Gedanken. In Deutschland gebe es ein sehr umfangreiches System, was eine große Transparenz für alle bedeute. Es bringe aber auch viele zusätzliche Aufgaben für den Sportler. Michael Kretschmer, auf dessen Initiative die Ausstellung nach Dresden kam, sagt: „Ich bin sehr froh über die Ausstellung.“ Er ist beeindruckt von der Leistung, die Philipp Wende jeden Tag aufs Neue bringt. „Als wir in dem Ruderhaus waren, haben wir erlebt und gehört, was für eine unglaubliche Kraft und Ausdauer und Energie dahintersteckt, damit man überhaupt erst in die Nähe eines Weltmeistertitels kommt.“
Auch Angelika Kohlmeier, die Fotografin, und Marie-Luise Würtenberger vom Bundesinnenministerium, das Auftraggeber der Ausstellung ist, sind zum Bürgergespräch gekommen und machen in ihren Ansprachen deutlich, wie wichtig es ist, als einzelner Haltung zu zeigen. „Die Politik braucht die Gesellschaft, damit wir im Kampf gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und auch gegen jede andere Form von Extremismus vorankommen. Als wir vor drei Jahren mit der Ausstellung angefangen haben, konnte keiner ahnen, wie furchtbar aktuell das Thema sein würde. Im Moment erleben wir alle hautnah, was es bedeutet Angst zu haben. Was es bedeutet, wenn Willkür herrscht, wenn Hass und Gewalt uns dominieren und unser Leben beeinträchtigen.“ Dieser Terror habe viele Gesichter. Eben auch ein rechtsextremistisches Gesicht. Wir alle seien aufgerufen dazu beizutragen, dass dieser Terror stoppe, so die Regierungsdirektorin Marie-Luise Würtenberger zu den Gästen.
Eine Besucherin, die schon an den vorherigen Bürgergesprächen dieser Reihe teilgenommen hat, ist auch heute zugegen. Sie möchte auch von Michael Kretschmer erfahren, was mit der momentan als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzten Sporthalle der Universität passieren wird. Wie lange diese noch als Notunterkunft bestehen bleibe und ob es keine Alternative gäbe, denn die Studenten sollten die Möglichkeit haben, in der Halle Sport zu treiben. Michael Kretschmer appelliert an das Verständnis und die Menschlichkeit der Bürger. Es müsse doch möglich sein, dass man in Dresden sagt: „Wir machen das.“ Er erlebe diese abwehrende Haltung vor allem in Dresden. „Natürlich kann man sich darüber unterhalten, dass das kein Dauerzustand sein kann. Aber wenn die Leute einmal da sind, sind wir als Menschen in der Pflicht zu sagen: jetzt bringen wir die erstmal anständig unter. Jetzt kümmern wir uns erstmal darum. In verschiedenen Orten, die ich besuche ist das 0,0 ein Problem. Und zwar rede ich da nicht über Westdeutschland.“ In seiner Görlitzer Heimat, wo es viele andere Probleme gebe, werde das gemacht. Die Flüchtlinge würden in die Sportvereine integriert. „In Rothenburg ist der Landrat fast gegen den Baum gefahren, als er an den alten Offizierswohnungen und -häusern der Roten Armee vorbeikam.“ Dort leben die Asylbewerber und was machten die am Nachmittag? „Die kehren dort das Laub zusammen.“
Herr Dahms vom Landessportbund Sachsen ist auch zum Dialog gekommen. Er lobt das Thema der Ausstellung und deren Umsetzung. In seinem kurzen Grußwort betont er, dass der Sport dem Rechtsextremismus entgegentreten könne. „Hier müssen wir als Sport zusammenstehen. Diskriminierung darf im Sport gar keinen Platz bekommen.“ Bei den meisten Sportarten sei es so, dass man sehr, sehr viele Leute mit einem Migrationshintergrund sehe, die für Deutschland starteten. Allein das zeige, dass der Sport. In dieser Hinsicht sind sich alle einig. Der Sport schafft Möglichkeiten. Der Sport schafft Begegnungen. Der Sport schafft Zusammenhalt. Das sind alles gute Zutaten für eine gelungene Integration und die besten Mittel gegen Rechtsextremismus.