Kiel
16. April bis 20. Mai 2016
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,
Sportforum
Vor allem die Kinder lieben Linus Krebs, denn er sorgt den ganzen Tag für Spaß und Ablenkung vom eintönigen Alltag. Einem Alltag des Wartens. Denn Linus arbeitet als Freizeitpädagoge für Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle, die gegenüber vom Sportforum der Christian-Albrechts-Universität liegt. Also dort, wo jetzt die VorBILDER zu sehen sind. Hier sind alle in Bewegung, Studierende trainieren in einer Halle Volleyball, in der anderen den präzisen Sprung auf dem Trampolin, Schulklassen, auf dem Weg zum Schwimmunterricht, werden nochmal von der Lehrerin durchgezählt, Flüchtlingskinder rennen, springen und spielen angeleitet von Sportlotsen und das alles in einem einzigen Raum der Begegnungen. Dass die Kooperation zwischen Erstaufnahmestelle und der Universität so gut funktioniert, ist unter anderen auch Bernd Lange zu verdanken. Als Geschäftsführer des Sportzentrums hatte er sich schon bevor er auf Linus Krebs gestoßen ist Gedanken gemacht, wie man den Flüchtlingen durch Sportangebote helfen könnte. Es ist berührend zu sehen, wie die Kinder jetzt ganz unbeschwert durch die Halle flitzen. So lenken die VorBILDER wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Sports und darauf wie wichtig es ist, im Kleinen Großes zu bewegen.
Zur Ausstellungseröffnung ist der amtierende Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Torsten Albig zugegen. Er sei froh darüber, dass es ihnen gelungen sei, diese schöne Ausstellung an diesen besonderen Ort zu bekommen, weil dieser Ort genau das widerspiegele, was die Ausstellung lebe. „Hier ist ein Ort, an dem man mit Fremdenfeindlichkeit so gar nichts anfangen kann. Denn hier kommt es darauf an, was Du kannst und nicht wo Du herkommst. Ob Du trainierst und nicht welche Hautfarbe Du hast. Ob Du im Team mitmachst und nicht woran Du glaubst. Sport lebt davon, dass er das Individuum tatsächlich wahrnimmt und nicht seine Herkunft, nicht irgendeine Vergangenheit, nicht irgendein Vorurteil.“ Deswegen fand er die Idee der Kohlmeiers so wundervoll darüber nachzudenken, wie man diese Geschichte zusammenfassen könne. Wie man zeigen könne, dass sich PolitikerInnen und SportlerInnen gemeinsam gegen Rechtsextremismus wenden und warum man Position ergreifen müsse. Schwarz-Weiss-Fotos gegen Schwarz-Weiss-Politik, Schwarz-Weiss-Fotos die sehr bunt die Vielfalt dieser Gesellschaft herausarbeiten und die sich damit ganz ausdruckstark gegen die stellen, die glauben, dass es nur eine Eins oder eine Null, ein Schwarz oder ein Weiss gibt in diesem Land.
Für Abwechslung und gute Stimmung bei dieser Veranstaltung sorgen die Kieler Kids mit ihren Tanzauftritten. Antje Gansewig vom Innenministerium Schleswig-Holstein, die für zwei Jahre für das DFK in Bonn gearbeitet und die Begleitmedien der Ausstellung inhaltlich gestaltet und geprägt hat, spricht bei der Eröffnung. Gemeinsam mit Marie-Luise Würtenberger vom Bundesministerium des Innern habe sie sich überlegt, wie sie die Ausstellung auch denjenigen zur Verfügung stellen können, die nicht das Glück haben, sich diese vor Ort anzugucken. Es gehe nicht nur um die tollen Fotos, sondern natürlich auch um die Inhalte. Wichtig seien vor allem die Aussagen. „Auf Grundlage der Aussagen haben wir dann eine Handreichung entwickelt für die schulische, aber auch außerschulische Jugendarbeit. Uns war wichtig – so ist ja auch der Ansatz der Ausstellung – dass das gesamtgesellschaftlich zum Einsatz kommt, d.h. im Sportverein, in Jugendsozialeinrichtungen und eben auch in der Schule.“ Seit Oktober 2015 sei die Handreichung auf dem Markt und sehr gefragt. Für eine zweite Auflage überlegten sie ein weiteres Kapitel bezüglich der Flüchtlingsthematik anzulegen. Aktueller könne die Ausstellung gesellschaftlich nicht sein, so Gansewig.
Auch an diesem Standort fotografiert Angelika Kohlmeier Ausstellungsbesucher und nimmt deren Haltung mit auf. Wie sie selbst sagt, könne jeder in unserer Gesellschaft Vorbild sein. „Und es werden immer mehr, die Haltung zeigen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Menschwürde.“ Die MeinungsBILDER der bisherigen Besucher der Ausstellung sind in Kiel auf einem Monitor zu sehen. Und es werden auch in Kiel mehr: Nach einem Rundgang mit den Künstlern lassen zahlreiche Besucher es sich nicht nehmen, sich ebenfalls klar zu positionieren.