Reutlingen

11. Januar bis 5. Februar 2016

Theodor-Heuss-Schule Reutlingen

Plakat zur Veranstaltung in Reutlingen

Jeder Mensch hat diesen einen Lehrer, der einen prägt. Der einen ansteckt mit seiner Faszination für sein Fachgebiet. Der einen begeistert und motiviert. Es gibt viele solcher Lehrer, die für ihren Beruf leben. Solche, die jungen Menschen etwas mehr vom Leben vermitteln, als den vorgeschriebenen Rahmenplan. Lehrer, die genau das sind, was sie sein sollten: Vorbilder. In Reutlingen an der Theodor-Heuss-Schule, ist Frau Gerstlauer, die die Ausstellung VorBILDER an das Wirtschaftsgymnasium geholt hat, so eine Lehrerin mit Vorbildfunktion. Die Arbeit mit Jugendlichen ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mit ihrer offenen und freundlichen Art kann sie Menschen motivieren. Auch Frau Riepe, die das Rahmenprogramm mit organisiert hat, liebt was sie tut und ist eine ebenso engagierte Frau. Es ist also kein Wunder, dass die Schülerinnen und Schüler klassenweise zu dieser Eröffnungsveranstaltung an der Theodor-Heuss-Schule kommen und sich auch an den MeinungsBILDERN beteiligen. Hier herrscht eine angenehme Atmosphäre. Viele der Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Schülerinnen und Schüler an der Theodor-Heuss-Schule sind sozial sehr engagiert.

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Die Theodor-Heuss-Schule ist eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Das bedeutet, dass sich mindestens 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Unterschrift verpflichtet haben, sich gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen. An der Theodor-Heuss-Schule waren es sogar über 90 Prozent. Horst Kern, der Schulleiter, eröffnet die Ausstellung mit offenen Worten: „Seit letztem Jahr haben wir ein Flüchtlingsheim auf unserem Schulgelände. Ein Nebeneinander kann es nicht geben. Ein Gegeneinander schon gar nicht. Es muss ein Miteinander werden.“ Ein aktives Miteinander setze voraus, dass man eine offene Weltanschauung habe. Und um eine offene Weltanschauung zu fördern, dürfe man nicht moralisieren. Die Ausstellung allein könne es auch nicht richten. „Aber: sie kann helfen. Sie kann den Weg zu Toleranz und zu einer offeneren Gesellschaft unterstützen und dafür sind wir dankbar.“ Die Aula des Neubaus ist voll. Jeder Platz ist besetzt. Die Reden fesseln alle an ihre Plätze. Die Fotografin Angelika Kohlmeier erzählt von der Entstehungsgeschichte der Fotoserie und warum sich die beiden Macher für Schwarz-Weiß-Fotografie entschieden haben: „Hochwertige Farbfotografie braucht Komposition. Bei einer Reportage-Situation wie sie in der Ausstellung zu sehen ist, war es unmöglich für uns, etwas zu komponieren.“ Die Schauplätze wurden oftmals spontan gewählt, auch konnten die Porträtierten frei wählen, welche Kleidung sie tragen würden.

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Eugen Schäufele ist Schulpate der Theodor-Heuss-Schule. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Reutlingen lobt in seiner Ansprache das Engagement der Mitwirkenden. Die Schule dokumentiere mit der Ausstellung vor Ort erneut, wie ernst es ihr mit der Verpflichtung für eine Schule ohne Rassismus sei. Er zitiert in seiner Rede den Wertekatalog des Grundgesetzes: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Wenn sich alle diesen Artikel zu Herzen nehmen würden, wäre vieles einfacher, so Herr Schäufele. Er mahnt in Bezug auf die momentane politische Situation: „Die Parolen werden aggressiver, die Hetze gegen Flüchtlinge gemeiner. Der Pegida Mitbegründer Bachmann beschimpft Menschen als Gelumpe und Viehzeug. Die Sitten verrohen und das war leider schon einmal so in Deutschland.“ Dies alles mache deutlich, wie gut und wichtig es sei, dass es Ausstellungen wie VorBILDER – Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus – gebe. „Die Sportlerinnen und Sportler, die sich in der Ausstellung gegen Rechtsextremismus engagieren, sind Vorbilder. Sie können anderen Mut machen, gerade auch jungen Menschen, ihre Stimme zu erheben, wenn andere diskriminiert werden: in der U-Bahn, auf Bahnhöfen, in Fußgängerzonen, in der Schule, im Stadion.“

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Die Schulband sorgt für musikalische Abwechslung. Spannend ist auch die Ansprache des Finanzvorstands des SSV Reutlingen. Karl-Heinz Lang hat sich im Vorfeld viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Seine These lautet: „Integration ist ein Grundelement der Menschheit.“ In den angeführten Bespielen findet jeder Zuhörende die Erklärung. 1. Der erste Tag an einer weiterführenden Schule nach der Grundschule. 2. Die anrührende Geschichte seiner Mutter, die als junge Frau nach Deutschland floh 3. Der aus Nigeria stammende junge Francis, der mit 19 allein nach Deutschland kam, um sein Leben zu retten. All diese Geschichten erzählen von der Wirkmacht der Integration. Und jeder versteht plötzlich, dass man selbst schon Situationen erlebt hat, in denen man sich integrieren musste. Integration ist nicht mehr einfach nur ein Wort, sondern etwas Greifbares. Francis Ubabuike sitzt an diesem Tag im Publikum. In der ersten Reihe. Der junge Mann spielt heute, nach zwei Jahren Aufenthalt in Deutschland, beim SSV Reutlingen. Er ist glücklich, hier sein zu dürfen. Ganz schüchtern sagt er das ins Mikrofon, als er von Karl-Heinz Lang nach vorne gebeten wird. Was für ein gelungener Auftakt. Reutlingen zeigt sich von seiner besten Seite.

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Die Ausstellungseröffnung ist nur der Startschuss zu einer Reihe weiterer Veranstaltungen anlässlich des Themas. So wird am 20. Januar 2016 eine Lesung stattfinden. Alexej Boris wird das Stück „Die letzte Mission“ vorstellen. Es ist ein gemeinsam mit Stephan Raab verfasstes, interaktives Theaterstück zum Thema „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“. Auch eine Fortbildung ist geplant: Am 4. Februar 2016 werden Herr Länge von der polizeilichen Kriminalprävention und Angelika Vogt vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg den Schülern das Thema Menschenfeindlichkeit näherbringen. Auch sind zahlreiche auf das Thema bezogene Unterrichtsveranstaltungen geplant.